GRUNDIDEE UND ZIELE DES PROJEKTES

#Lernreise #Grundlagen

 

Prinzip Lernreise möchte die Lehramtsausbildung um ein Format ergänzen. Die Grundidee ist, Beispiele gelingender Schulpraxis stärker in die Lehramtsausbildung zu bringen. Dazu bringen wir Studierende, gute Schulen und erfahrene Praktiker*innen auf einer zweiwöchigen Exkursion zusammen. Im Folgenden findet ihr eine Kurzfassung unserer wichtigsten Ziele und wie wir diese erreichen wollen. 

 

Hier kommst du zu unserem Artikel im Kentron der Universität Potsdam.



DER KERN UND DIE ZIELE DES FORMATES

Lernreise: Das sind fünfzehn Studierende, die zwölf Tage gemeinsam reisen und sechs ausgewählte Schulen besuchen, die alle auf die ein oder andere Art und Weise als besonders gelingende Schulen gelten. In dem semesterbegleitenden Vorbereitungsseminar und auf der Reise gehen sie der Frage nach: “Was ist eine gute Schule?”. In diesem Format sollen Studierende die Breite der Schullandschaft kennenlernen, sich mit verschiedenen pädagogischen und schulorganisatorischen Konzepten befassen, sich mit erfahrenen Lehrer*innen und Schulleiter*innen austauschen, Irritation erfahren, zusammen das eigene Lernen gestalten, Teamarbeit üben, einer Antwort auf die Frage nach der “guten Schule” näher kommen, konkrete Konzepte kennenlernen, sich mit der Einzelschule als pädagogischer Handlungseinheit beschäftigen und literaturbasierte Theorie mit konkreten Erfahrungen zusammenbringen.

 

Ziele des Projekts:

  • Die Schullandschaft kennenlernen, den Horizont erweitern und das Berufsfeld erschließen
  • Vorbilder und Inspiration finden sowie gelungene Schulpraxis in die Lehramtsausbildung bringen
  • Gemeinsame, fächerübergreifende Aufgaben thematisieren und Zusammenarbeit üben
  • Die Einzelschule als pädagogische Handlungseinheit kennen und verstehen lernen
  • Theorie und Praxis weiter miteinander verknüpfen

 

 

Die Ziele im Detail

 

Die Schullandschaft kennenlernen, den Horizont erweitern und das Berufsfeld erschließen

 

Wir haben die Beobachtung gemacht, dass viele Studierende nicht mehr als zwei oder drei Schulen aus eigener Erfahrung kennengelernt haben. Hinzu kommen Studien, die nahelegen, dass junge Lehrkräfte ihr Handeln stark an den eigenen Erfahrungen bzw. am Bekannten ausrichten. Ein Ziel von Lernreise ist es, dass die Teilnehmenden die Breite der deutschen Schullandschaft kennenlernen und sich mit Positivbeispielen auseinandersetzen, die das Potenzial haben, die bestehenden Erfahrungen und Einstellungen produktiv zu kontrastieren. Die Lernreisen werden von den Teilnehmenden eigenverantwortlich geplant. Während des Planungsprozesses setzen sich die Teilnehmenden mit der Schullandschaft auseinander, verschaffen sich einen Überblick, klären was sie interessant finden und wo es Unterschiede gibt.

 

Vorbilder und Inspiration finden sowie gelungene Schulpraxis in die Lehramtsausbildung bringen

 

Wenn es in Deutschland Schulen gibt, die unter normalen Bedingungen außergewöhnliches leisten, die Orte sind, an denen Schüler*innen und Lehrer*innen gerne zusammen arbeiten, an denen die Abbruchs- und Krankheitsquoten niedrig sind und die innovative Konzepte umsetzen, mit denen sie lokale Lösungen für sehr allgemeine Probleme finden, warum lernt man dann nicht von diesen Schulen? Das möchten wir ändern. Auf Lernreise besuchen die Teilnehmenden sechs Schulen. Dort sehen und erleben sie verschiedene Schulformen und eine große Anzahl an Konzepten. Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit erfahrenen Praktiker*innen, die der Reisegruppe – beispielsweise in den für Lernreise obligatorischen Schulleitungsgesprächen – Rede und Antwort stehen und ihre Erfahrungen weitergeben. Dadurch erhalten die Studierenden Anregungen für sich als angehende Lehrer*innen und ihre spätere Arbeit.

 

Gemeinsame, fächerübergreifende Aufgaben thematisieren und Zusammenarbeit üben

 

Die universitäre Lehramtsausbildung orientiert sich stark an den Fachwissenschaften. Dies führt dazu, dass Lehramtsstudierende nur selten als eine eigene Gruppe wahrgenommen werden, obwohl sie in den Veranstaltungen zahlenmäßig oftmals die Mehrheit bilden. Meistens sind sie einfach Teil der Studierendenmasse in den Fachwissenschaften und dort nur Zweitadressat*innen, da sie das Fach, in den Augen mancher Lehrenden, “nicht richtig” studieren. Dadurch, dass Lehramtsstudierende i.d.R. mehr als ein Fach studieren, kommt hinzu, dass sie diese Erfahrung mehrfach machen und keinen eigenen Ort an der Universität haben. Außerdem führt die Orientierung an den Fachwissenschaften und ihrer Didaktik dazu, dass übergeordnete und übergreifende Aufgaben – wie z.B. Schulentwicklung oder kollegiale Zusammenarbeit – nicht oder nur selten adäquat thematisiert werden.

 

Das Format Prinzip Lernreise ergänzt die Lehramtsausbildung in vielerlei Hinsicht. Lernreise bietet einen Ort, an dem sich Lehramtsstudierende aller Fächer treffen und sich gemeinsam mit übergreifenden Themen beschäftigen, die alle Lehrer*innen angehen, unabhängig von ihren Fächern und ihrer Schulform. Außerdem ist es in der Struktur des Formates angelegt, dass die Teilnehmenden zusammenarbeiten und sich gemeinsam echten Herausforderungen stellen, denen sie während des gemeinsamen Projekts, ihrer Lernreise, begegnen. Anhand dieser realen Erfahrungen lernen die Studierenden, im Team zu arbeiten, sich Feedback zu geben, in der Gruppe zu kommunizieren und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Obwohl dies zentrale Kompetenzen für den Lehrer*innenberuf und die zukünftige Zusammenarbeit im Kollegium sind, werden sie in der universitären Lehramtsausbildung nach unserer Erfahrung kaum thematisiert und geübt.

 

Die Einzelschule als pädagogische Handlungseinheit kennenlernen und verstehen lernen

 

Der thematische Fokus von Prinzip Lernreise liegt auf der Schulebene, also der Mesoebene des Bildungssystems. Uns interessiert, wie eine einzelne Schule selbst darauf hinwirken kann, eine “gute Schule” zu werden. Auf Lernreise wollen wir die Organisationskultur und -struktur der Schulen kennenlernen, ihre Konzepte erleben und erfahren, wie sie zusammenarbeiten, und wie sie dahin gekommen sind, wo sie jetzt stehen. Dabei gehen wir davon aus, dass Schule mehr ist als Unterricht und dass Schule pädagogisch auch über den Fachunterricht hinaus wirkt. Uns interessiert die Kultur einer Schule genauso wie ihre Architektur und ihre arbeitsorganisatorischen Details, die dem Fachunterricht häufig zeitlich und logisch vorgeordnet sind.

 

Auch aus schultheoretischer und schulpolitischer Perspektive rückte die Einzelschule in den vergangen beiden Jahrzehnten zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt nachdem Studien zur Leistung von Schüler*innen gezeigt hatten, dass der Unterschied zwischen Einzelschulen desselben Schultyps größer waren als zwischen Einzelschulen verschiedener Schultypen, wurde die Einzelschule zunehmend als zentrale Instanz zur Herstellung von Schulqualität gesehen. Somit rückten die spezifischen und charakteristischen Grundstrukturen der Einzelschulen – ihre Werteorientierungen, Einstellungen und Verhaltensmuster – vermehrt in den Fokus. Denn aus diesen ergibt sich, wie Akteur*innen einer Einzelschule auf die spezifischen lokalen Rahmenbedingungen und Herausforderungen reagieren und welche individuellen Lösungen sie finden. Die Qualität einer Schule ist also ein Resultat von kollegialem Handeln vor Ort. Anders gesagt: “Gute Schule” wird von den Lehrer*innen einer Schule gestaltet. Das Projekt Prinzip Lernreise rückt daher das Thema Schulentwicklung in den Fokus und benennt es als einen wichtigen Aufgabenbereich des Lehrer*innenberufs.

 

Einschränkend sei hier angemerkt, dass bei Weitem nicht davon ausgegangen werden kann, dass auf der Ebene der Einzelschule (Mesoebene) alle Aufgaben und Probleme gelöst werden können. Es gibt Aufgaben und Problemfelder, die nur auf der Makroebene gelöst werden können (wie z.B. der Anspruch einer gerechten Chancenallokation). Andere Aufgaben hingegen werden zwar in ihrer Umsetzung von den Entscheidungen und Strukturen auf der Mesoebene beeinflusst, verbleiben aber auf der Mikroebene (wie z.B. das konkrete fachdidaktische Lehrer*innenhandeln im Unterricht).

 

Theorie und Praxis weiter miteinander verknüpfen

 

Lernreise möchte einen Beitrag dazu leisten, Theorie und Praxis weiter miteinander zu verknüpfen. In den Vorbereitungsseminaren setzen wir uns theoretisch mit dem Thema Schulqualität auseinander. Dabei bleiben wir eben nicht bei der theoretischen Ebene stehen, sondern fahren anschließend an die Schulen, hospitieren, führen ausgiebige Gespräche und versuchen, das Erlebte in Verbindung zur Theorie zu bringen. Dabei machen wir die Beobachtung, dass die Auseinandersetzung mit der Schulpraxis bei vielen Teilnehmenden zu weiterführenden Fragen führt und einen konkreten Anlass und Interesse schafft, sich mit weiterführenden wissenschaftlichen Erklärungen und Ansätzen zu beschäftigen.

 


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